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Unfallkasse Rheinland-Pfalz | Mit Kindern sicher im Wald


Mit Kindern sicher im Wald

Unfallkasse und Landesforsten Rheinland-Pfalz informieren Erzieherinnen und Erzieher

In einem Kooperationsseminar mit den Landesforsten Rheinland-Pfalz schult die Unfallkasse Rheinland-Pfalz Erzieherinnen und Erzieher darin, Gefahren im Wald zu erkennen und die Voraussetzungen zu schaffen, um sicher mit Kindern in den Wald zu gehen.

Der gesunde Lernort Wald

Der Wald hat eine besondere Wirkung auf die Entwicklung und den Erfahrungsreichtum von Kindern. Er kann mit allen Sinnen erlebt werden: Riechen, Hören, Tasten, Sehen und in manchen Fällen auch schmecken. Mit seiner Tier- und Pflanzenwelt stellt er einen dynamischen Lernort dar, der sich mit den vier Jahreszeiten immer wieder verändert.

Die Kinder können toben, sie dürfen laut sein und ihrer Neugierde freien Lauf lassen. Der Wald ist ein idealer Ort, um den Alltag zu verbringen, denn er hat von Natur aus viele Vorteile. In der Natur gibt es beispielsweise keine Decken und Wände, die mit Schallschutz ausgestatten werden müssen. „Waldboden hat zum Teil bessere Dämpfungseigenschaften als Fallschutzmaterial auf dem Außenspielgelände der Kita. Der Wald ist ein gesundheitsförderlicher Spiel- und Lernraum“, betont Ute Reif, Präventionsberaterin für Bildungseinrichtungen der Unfallkasse Rheinland-Pfalz.

Für einen sicheren Aufenthalt mit Kindern im Wald, muss dennoch einiges beachtet werden:


Die Gefahr lauert in der Luft

Im Kitaalltag richtet sich der Blick von Erziehenden auf die Kinder, um deren Aktivitäten im Blick zu haben. Im Wald ist der Blick gen Himmel aber ebenso wichtig. Lose und tote Äste verfangen sich in den Baumkronen anderer Bäume. Totholz ist in seiner Masse jedoch kaum von lebendem Holz zu unterscheiden. Fällt es aus großer Höhe herunter, stellt es eine ernstzunehmende Gefahr dar. Im Wald trifft man mittlerweile immer häufiger auf abgestorbene Bäume. Viele der heimischen Buchen leiden stark an der Trockenheit der letzten Jahre. Sie verdursten durch den Klimawandel und sterben ab. Im Herbst sind ihre braunen Kronen kaum von denen anderer Laubbäume zu unterscheiden. Sicher ist aber, dass diese Bäume im Lauf des nächsten Jahres eine Gefahr darstellen werden. Ihr Holz wird verfallen und hinabfallen oder gar der gesamte Baum wird umfallen.

Auch unsere heimischen Nadelbäume leiden – und zwar unter dem Borkenkäfer. Der schwarz gefärbte Käfer legt seine Eier unter der Baumrinde ab. Die Larven ernähren sich anschließend von den Lebensadern des Baumes. Wasser kann nicht mehr in die Baumkrone gelangen und der Baum stirbt ab.

Es wird also schwieriger sichere Plätze zu finden, an denen auch langfristig keine Gefahr für Gruppen von Menschen und Kindern besteht. Deshalb ist es wichtig, dass Erzieherinnen und Erzieher im Wald einen Perspektivwechsel vornehmen und ihren Blick auch nach oben richten.


Gute Vorbereitung ist das A und O

Eine Begehung vorab mit dem zuständigen Förster ist eine gute Voraussetzung, um sichere Plätze zum Aufenthalt mit den Kindern auszumachen und Besonderheiten des jeweiligen Waldstückes zu erfahren. Außerdem muss der nächstgelegene Rettungspunkt bekannt, also die siebenstellige Nummer im Fall der Fälle zur Hand, sein. Unterstützen kann hier die App „Hilfe im Wald“. Zusätzlich ist es unerlässlich vor jedem Waldbesuch die aktuelle Wetterlage die App über den Deutschen Wetterdienst (bspw. die App „DWD“ – WarnWetter) abgefragt werden. Bei Unwettern wie Gewitter oder Sturm ist das Betreten des Waldes zu gefährlich.

Empfehlung

Die App "Hilfe im Wald" zeigt die Rettungspunkte in der Umgebung an. Für Rettungsfahrzeuge sind diese Punkte eindeutig identifizierbar und gut erreichbar.

Die App „WarnWetter“ des Deutschen Wetterdienstes informiert mit wichtigen Hinweisen zur aktuellen Warn- und Wettersituation. Die allgemeine Gefährdungslage für Deutschland kann auf einer eingefärbten Warnkarte schnell erfasst und ergänzenden Detailinformationen dazu abgerufen werden.

Die Notfall-Informations- und Nachrichtenapp „Nina“ des Bundes informiert Sie über wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitung oder einen Großbrand.


Alles im Blick?

Erzieherinnen und Erzieher müssen Gefährdungen im Wald immer wieder neu beurteilen. Insbesondere nach Stürmen, starkem Regen oder langer Trockenheit verändert sich das Ökosystem Wald. „Eine Gefährdungsbeurteilung besteht aus Erkennen, Überlegen, Handeln und Kontrollieren“, erklärt Ute Reif. „Nur durch regelmäßige Kontrolle bemerkt man Veränderungen, denn sie geschehen oft von heute auf morgen“, ergänzt Peter Neukirch von den Landesforsten Rheinland-Pfalz. Gerade in den letzten Jahren seien Bäume aufgrund des Klimawandels sehr rasch abgestorben. „Abgestorbene Bäume stellen über kurz oder lang immer eine Gefahr dar, da sie an Stabilität verlieren.“


Kommunikation ist alles

„Klare und offene Kommunikation mit den Kindern im Wald ist das A und O. Die wechselnden Anlaufplätze geben keine Eingrenzungen der freien Spielfläche vor. Diese müssen jedes Mal neu gesteckt und klar kommuniziert werden“, weiß Ute Reif. Neben der Absteckung von Aufenthaltsgebieten muss auch das Verhalten im Wald besprochen sein. Was darf ich anfassen? Was ist Tabu? Dabei spielen zum einen natürlich Pflanzen und Pilze eine Rolle, zum anderen auch das Betasten von Baumarten wie bspw. der Eiche aufgrund der Gefahr durch Gespinste des Eichenprozessionsspinners.

Der Eichenprozessionsspinner

Diese Tonaufnahme ist ein Live-Mitschnitt aus der Veranstaltung.

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, der sich in Deutschland immer mehr ausbreitet. Die mit dem Nesselgift Thaumetopein versehenen Brennhaare der Raupen verbleiben nach der Verpuppung im Gespinst. Sie können beim Menschen starke allergische Reaktionen auslösen. Eine ganzjährige Gefahrenquelle sind die Häutungsnester und die am Baum oder am Boden verbleibenden Verpuppungsgespinste. Befindet sich ein Gespinst in der näheren Umgebung, kann das zuständige Forstamt zu Rate gezogen werden.


Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

„Es geht nicht darum jede mögliche Gefahr für die Kinder vorab zu beseitigen. Dass Schlinggewächse wie die Brombeere Stolperfallen darstellen und ihre Dornen spitz sind, merken Kinder ohne sich ernsthaft zu verletzten. Daraus lernen sie ihre Umwelt kennen und sich in ihr zu bewegen“, weiß Volker Westermann von den Landesforsten Rheinland-Pfalz. Stattdessen gehe es darum, dass Erzieherinnen und Erzieher die wirklich lebensgefährlichen Gefahren erkennen, um ihnen aus dem Weg zu gehen. „Hier sprechen wir von Totbäumen sowie Totholz in großer Höhe, das Gefahr läuft herunter zu fallen. Wir sprechen von wenigen giftigen Pilzen sowie Gewächsen und seltenen allergischen Reaktionen auf Insekten oder Falter, wie die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners.“ Dass der Umgang mit Gefährdungen in Abhängigkeit von Alter und Entwicklungsstand der Kinder zu beurteilen ist, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Kinder können im Wald viele wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernen, die sie befähigen Gefahren zu erkennen und diese zu bewältigen. Deshalb ist es wichtig Kindern diese Erfahrung in einem sicheren Rahmen zu ermöglichen.