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Unfallkasse Rheinland-Pfalz | Sabrina Busch: Hilfsmittel im Alltag Teil 2


Sabrina Busch: Hilfsmittel im Alltag

Teil 2

In meinen 20ern hatte ich Gefallen daran zu wissen, dass die Orte, an denen ich lebte, nur vorübergehend mein Zuhause sein würden. Ich habe es genossen, unterschiedliche Städte kennenzulernen und mich nicht auf einen Ort festlegen zu müssen. Die Anschaffung einiger Hilfsmittel, die meinen Alltag erleichtert hätten, habe ich aufgeschoben oder Übergangslösungen gefunden. Mittlerweile richte ich mich für längere Zeit ein und suche weiterhin nach Lösungen für die Problemzonen, die sich mir in meinem veränderten Umfeld offenbaren.

 

Yoga

Ich beginne eigentlich jeden Tag mit ein paar Yogaübungen und -dehnungen und oftmals fehlt mir die Motivation,
noch vor dem Frühstück einen Bodentransfer hinzulegen. Außerdem stellten sich die großen Heizkörper in unserem Wohnzimmer als ein Hindernis heraus, um so nah ans
Fenster zu kommen, dass ich den vollständigen Ausblick genießen konnte.
Kurzerhand baute mir mein Freund eine Bank, die direkt neben Fenster und Grundofen platziert, eine wunderbare Aussicht auf den Fliederbaum und die umliegenden Felder ermöglicht. Zusätzlich lebt dort jetzt dauerhaft meine Yogamatte, auf die mich mein erster Gang nach dem Aufstehen führt.

 

Yoga hört sich vielleicht erst einmal nach Kopfstand und beinlastigen Positionen an, aber ich habe in den letzten Jahren einige sehr hilfreiche Übungen kennengelernt, die mir guttun und die ich auch ohne jegliche Beinfunktion ausüben kann. Dank eines Yogakurses für Menschen mit und ohne Behinderung in Vancouver habe ich einen Zugang zu Yoga erhalten und suche mir seitdem alle Positionen zusammen, die für mich funktionieren.
Ein Hilfsmittel, dass ich mir kurz nach unserem Umzug nach Deutschland angeschafft habe, ist der Yoga Bolster (Yogakissen).
Als Rollstuhlfahrerin arbeite ich automatisch sehr viel nach vorne, was dazu führt, dass meine Brustmuskulatur verkürzt.
Ich lege mich dann bei Bedarf auf den Yoga Bolster und lasse meine Arme an den Seiten herunter hängen,
um den Brustraum und Rippenbogen zu öffnen.
Es gibt viele verschiedene Positionen auf dem Bolster, die ich als sehr entspannend und wohltuend empfinde.

 

Grundsätzlich gilt immer:
Wenn sich etwas nicht richtig oder wohltuend anfühlt – Position wechseln oder dahingehend verändern, dass es sich gut anfühlt. Das Einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist ein Yogakurs in meinem Umfeld, der in rollstuhlgerechten Räumlichkeiten stattfindet und inklusiv ist.


Der „Easy Stand“

Ich habe für mich herausgefunden, dass statisches Arbeiten schnell zu Verspannungen und Schmerzen führt und deshalb Positionswechsel in meinem Alltag sehr wichtig sind.

Im Fitnessstudio des ICORD (International Collaboration on Repair Discoveries) einem Forschungszentrum für Rückenmarksverletzungen in Vancouver,
lernte ich den „Easy Stand“-Stehtrainer kennen. In diesem konnte ich am Ende meines Trainings auf unbestimmte Zeit stehen und somit Gelenke und Knochen belasten.


Zurück in Deutschland habe ich mir auch hier
dank der Versorgung durch die Unfallkasse Rheinland-Pfalz
einen „Easy Stand“ anschaffen können
und schreibe nun im Stehen Texte, beantworte E-Mails oder erledige andere statische Aufgaben.
Mir hilft die Entlastung durch den „Easy Stand“
im unteren Rücken und Becken.
Dadurch fällt mir das Sitzen für den restlichen Tag leichter.  


Der richtige Staubsauger

Hilfsmittel für die Arbeit im Haushalt kommen vermutlich allen gelegen, ob mit oder ohne Behinderung. Wir haben einen Roboterstaubsauger, der hier mehr oder weniger selbstständig die Wohnung staubsaugt, manchmal bleibt er in einem Kabel hängen oder verfährt sich, aber grundsätzlich läuft es gut mit uns.
Aus diesem Grund wollte ich auch keinen weiteren Handstaubsauger. Der Kampf mit dem Kabel und der Transport von A nach B lösten schon Aggressionen in mir aus, bevor ich mich überhaupt erst drangegeben hatte. Aber mein Freund hat dann aus Überzeugung einen kabellosen, mit einer Hand zu bedienenden Staubsauger gekauft.
Ich würde lügen, wenn ich sagte: „Staubsaugen ist von nun an mein liebstes Hobby“, aber er ist wirklich unfassbar praktisch.
Ich kann schnell und gezielt Stellen saugen und der Transport fällt mir leicht.
Außerdem fühle ich mich jedes Mal, wenn ich den kürzesten Aufsatz verwende, als wäre ich mit einer Cyberlaserpistole auf der Suche nach Aliens. Bislang habe ich nur Spinnen gefangen, aber ich fühle mich für alle Eventualitäten gewappnet.


„SMOOV“

Wenn ich nicht mit dem Handbike unterwegs bin, sondern einfach nur einen gemütlichen Spaziergang machen will,
hilft mir seit ca. einem Jahr der „SMOOV“.
Der Elektroantrieb wird hinten an einer Vorrichtung unter dem Rollstuhl eingehängt und ich kann dann den Grad der Unterstützung einstellen.
Da in meiner direkten Umgebung einige Steigungen zu überwinden sind, bin ich froh, meine Handgelenke dank des Elektroantriebs schonen zu können und schaffe es so fast jeden Tag für eine kleine Runde an die frische Luft.


Es gibt nicht DAS EINE Hilfsmittel für alle Situationen und nicht alle Hilfsmittel helfen allen.
Meine über die letzten zehn Jahre angesammelten Gerätschaften sowie mein besseres Verständnis für Schwierigkeiten und Lösungen in meinem Alltag erleichtern diesen jedoch ungemein.  


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Mit der Aktion "Dein Start. Unser Ziel." macht die gesetzliche Unfallversicherung gemeinsam mit den BG Kliniken, dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband und dem Deutschen Behindertensportverband auf Menschen aufmerksam, die nach einem Unfall mithilfe der gesetzlichen Unfallversicherung und Sport ihrer Leidenschaft nachkommen.

Weitere Informationen dazu und natürlich das Video mit Sabrina Busch finden Sie auf den Webseiten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV.

Besuchen Sie Frau Busch auch auf Instagram: @fraufroschschreibt